11 April 2007

Zweimal alte Meister

Montag, den 9. April 2007
57. Tag

Ostermontag ist in Mexiko kein Feiertag und so herrscht wieder Normalzustand in der Stadt. Vor unserem Hotel haben die fliegenden Händler wieder ihre Waren ausgebreitet, der Bürgersteig ist auf weniger als einen Meter Breite geschrumpft und die Strassen sind verstopft mit Bussen, Taxis und relativ wenigen privaten Autos.

Wir fahren mit U-Bahn und Bus in die 50 Kilometer entfernte Ausgrabungsstätte Teotihuacan. In dieser Stadt, die um 600 vor unserer Zeitrechnung gegründet und die etwa um 750 nach dem Beginn unserer Zeitrechnung zerstört wurde, lebten zwischen 80.000 bis 200.000 Menschen. Bisher wurden 75 Tempel und etwa 600 Werkstätten gefunden, darunter der 70 Meter hohe Sonnentempel. Weite Teile des Geländes waren so gewachsen, dass man zum Beispiel den Sonnentempel für einen Hügel hielt.

Apropos Sonne. Die meint es heute gut mit uns und verweigert ihr Scheinen. Da es in der gesamten Anlage kaum Schatten gibt, kommt uns das sehr gelegen. Zweiter Vorteil: Statt einer Million Besucher sind heute nur 100.000 da. So braucht man beim Aufstieg der wirklich steilen Treppen am Sonnentempel nicht das Gekeuche übergewichtiger Pauschaltouristen zu ertragen, sondern kann sich ganz auf seine eigene Kurzatmigkeit konzentrieren und sich fragen, ob der sich ankündigende Herzkaschper wirklich nur von der Höhenlage (2200 Meter plus 70 Meter Tempel) herrührt oder vielleicht von der einen oder anderen Margerita bzw. des einen oder anderen Bieres gepaart mit zuviel mexikanischem Essen.

Wir haben ja im Laufe der Reise schon einige archäologischen Stätten gesehen. Aber bei dieser sprengt einfach die schiere Grösse alles bisher erlebte. Die Hauptachse der Anlage, die sogenannte Strasse der Toten, ist alleine zwei Kilometer lang (und nicht 1,5 km wie in der Bildunterschrift angegeben, dass kommt davon, wenn man ohne Reiseführer aus dem Gedächtnis zitiert).


Dienstag, den 10. April 2007
58. Tag

Unser Augen sind vom vielen Gucken der vergangenen Tage müde und so wollen wir es heute etwas ruhiger angehen lassen. Einfach mal durch die Stadt bummeln, in Buchhandlungen gehen, das DVD-Angebot scannen und nach mexikanischer Musik suchen. Es sollte ganz anders kommen.

In unmittelbarer Nähe unseres Hotels liegt die Schule, die Frida Kahlo besuchte und die heute teilweise ein Museum ist. Da Diego Rivera vor 50 Jahren gestorben ist, findet zur Zeit in dem Museum eine Ausstellung über ihn und Frida Kahlo statt und wir stolperten in die Vorhalle, um uns zumindest mal das Gebäude anzusehen. Und dort trafen wir Arturo, einen pensionierten Finanzbeamten und Diego-Rivera-Kenner, -Fan und -Fanatiker. Um es kurz zu machen, fast sechs Stunden zogen wir mit ihm durch öffentliche und nichtöffentliche Gebäude und sahen uns unzählige Wandgemälde an. Allein im Erziehungsministerium hat Rivera innerhalb von sechs Jahren über 130 Muralis gemalt. Arturo kennt wirklich jedes Werk in- und auswendig und wies uns auf Details hin, die wir alleine nie gesehen hätten. Es war eine wahre Freude - aber anstrengend. Als wir uns um 18 Uhr verabschiedeten, konnten wir uns nur noch auf die Dachterrasse schleppen und ein Bier trinken.