03 April 2007

Von Palenque über Campeche nach Merida

Samstag, den 31. März 2007
48. Tag

Im Land haben die Osterferien begonnen. Und unser Hotel und andere in Palenque wurden von Jugendgruppen überschwemmt. War also nichts mit einem ruhigen Tag am Pool.

Um 8 Uhr morgens geht der Bus nach Campeche. Der ganze Ort ist schon auf. Denn die kühleren Morgenstunden sind noch einigermassen erträglich. Ab 9, 10 Uhr wird es heiss und stickig. Der Bus ist wie immer schön kühl und die billigen B-Movies ziehen unbehelligt an einem vorbei. An einem Militärposten müssen wir aussteigen und unser Gepäck vorzeigen. Mit Maschinenpistolen und Sturmgewehren bewaffnete Soldaten schauen kurz in Rucksäcke und Reisetaschen. Sie schwitzen unter ihren Helmen und Kevlarwesten. 1994 hatten hier im Bundesstaat Chiapas rund 2.000 Aufständige Städte und Dörfer besetzt und unter anderem eine gerechtere Bodenverteilung und die Zurücknahme des NAFTA-Freihandelsabkommens mit den USA und Kanada verlangt. In Chiapas, einem der ärmsten Flecken in Mexiko, hatten immer noch eine Handvoll Hacienda-Besitzer das Sagen und das Freihandelsabkommen hatte dazugeführt, dass Kleinbauern aufgrund der billigen nordamerikanischen Einfuhren ihre Existenz verloren.

Die Mexikanische Regierung versuchte den Aufstand blutig niederzuschlagen, musste aber wegen der Proteste der Weltöffentlichkeit nach ersten Massakern bald in Verhandlungen einlenken. Zwar ist die Lage wieder ruhig, aber einen offiziellen Vertrag mit dem Zapatistischen Befreiungsheer (EZLN) über eine Waffenruhe oder ähnliches gibt es bis heute nicht.

Wir kamen gegen 14 Uhr in Campeche an und sahen wieder mal Wasser: den Golf von Mexiko. Unser Hotel, einem ostdeutschen Plattenbau nicht unähnlich, lag zwischen Malecon und historischem Zentrum. Der Zimmerpreis war zwar mit 1084 Pesos ziemlich hoch, dafür gab es aber einen Pool mit fast olympischen Ausmassen.

Die Innenstadt vom Campeche ist fast vollständig im spanischen Stil erhalten. Die schachbrettartigen Strassen sind mit ein- und zweistöckigen, bunt gestrichenen Häusern bebaut. Alle paar Meter eine Kirche, am Zocalo - dem zentralen Platz - die Kathedrale und der ehemalige Gouveneurspalast, der jetzt in seinen Arkaden im ersten Stock ein schönes, frischwindiges Restaurant beherbergt, das wir sogleich ansteuern und von dem aus wir das samstägliche Treiben auf dem Platz verfolgen.

An dieser Stelle ist mal Platz, um zu erklären, warum alle Plätze in Mexiko Zocalo (Sockel) heissen. In Mexiko Stadt sollte auf dem zentralen Platz ein Reiterstandbild aufgestellt werden. Dafür wurde ein Sockel gebaut. Dann geschah lange Zeit nichts und im Volksmund wurde der Platz schließlich Zocalo genannt. Das Reiterstandbild wurde nie aufgestellt, aber alle zentralen Plätze heissen seit dem Zocalo. Die meisten davon haben als offiziellen Namen Platz der Unabhängigkeit.


Sonntag, den 1. April 2007
49. Tag

Weil das Hotelrestaurant so steril aussieht und ausserdem gestern abend noch drei vollbesetzte Reisebusse eingetroffen sind, dessen Insassen sich nun um das Büffet drängeln, entschliessen wir uns am Zocalo zu frühstücken. Vor der Kathedrale startet eine Prozession. Weichrauchfass schwingende Ministranten, Kreuztragende Priester, dahinter eine Jesus-Figur auf einem Esel und dann die Gemeinde mit Kreuzen aus Palmwedeln - es ist Palmsonntag.

Trotz der Nähe zum Meer ist es auch in Campeche knallheiss und so führt unser Weg nach dem Frühstück schnell wieder zum Pool. Um 13 Uhr brechen wir zum Busbahnhof auf, um unsere vorerst letzte Station anzusteuern: Merida.

Die Hauptstadt des Bundesstaates Yucatan hat eine Million Einwohner und heisst wegen ihrer vielen hellen Kalksandsteinbauten auch die weisse Stadt. Zum ersten Mal haben wir ein Hotel im vorausgebucht, weil die Karwoche für viele Mexikaner eine traditionelle Ferienwoche ist, wo die Hotelzimmer knapp und teuer werden. Darüber hinaus ist Merida eine gute Ausgangsbasis für weitere Touren in die Maya-Vergangenheit.

Wie es sich für einen Sonntagabend gehört, sind die Plätze der Stadt gerammelt voll mit Menschen. Überall spielen Live-Bands, oft gegeneinander, überall tanzen die Leute. Wir lassen uns durch die Strassen treiben, finden eine schöne Bar und schauen den Leuten unter Zuhilfenahme mehrerer Margeritas beim Sonntagabendzeitverbummeln zu. Ausserdem machen wir den Erdnussverkäufer glücklich. Seine mit Chili gewürzten Nüsse schmecken so lecker, dass wir ihm eine Familienpackung abkaufen. Und zwar zu dem von ihm genannten Preis. Ohne Nachverhandlung, einfach so, ruckzuck.

1 Comments:

At 3:05 AM, Anonymous Anonym said...

Das Fleckchen Erde gefällt mir doch bisher am besten. Hat irgendwie etwas schön harmonisches.

Und immerhin hat es euch dazu gebracht, bei Straßenhändlern nicht zu verhandeln... Touristen.

 

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