05 April 2007

Merida und Mayas

Montag, den 2. April 2007
50. Tag

Der gestrige Abend war doch sehr alkoholgetränkt und so beginnt der Montagmorgen langsam. Die Stadt heizt sich schon früh auf, laut mexikanischer Ausgabe des Miami Herald, sollen es 34 Grad werden. (Die gefühlte Temperatur liegt eher bei 44 Grad.) Jeder Schritt führt zu Schweissausbrüchen. Wir schauen uns ein bischen das historische Zentrum an und kühlen uns danach im Pool ab. Bei dieser Hitze hält man den Ball am besten flach.


Dienstag, den 3. April 2007
51. Tag

Um 9 Uhr soll uns ein Kleinbus nach Chicen Itza bringen, einer der wichtigsten antiken Maya-Stätten. Um 9.45 Uhr ist der Bus völlig Mexiko untypisch immer noch nicht da. Um 10 Uhr hält eine Limousine und lädt uns ein. Da der Bus schon ausgebucht war und es wohl ein Verständigungsproblem zwischen unserer Reiseagentur und dem Veranstalter gab, kommen wir nun in den Genuss einer Exklusivfahrt zu der 170 Kilometer entfernten Stätte.

Chichen Itza ist für die Maya-Kultur das, was die Akropolis für die griechische Kultur ist, das antike Machtzentrum. Und ähnlich wie die Akropolis ist Chichen Itza ein äusserst beliebtes Touristenziel. Vom 200 Kilometer entfernten Touristenzentraum Cancun fahren täglich mehrere Busse hier hin.

Man kann nur staunend vor diesen riesigen Bauwerken stehen und sich den Schweiss von der Stirn oder der Brust oder dem Rücken oder gleich dem ganzen Körper reiben. Was mag die Mayas dazu bewogen haben, in dieser Hitze ohne grosse technische Hilfsmittel, sie kannten zum Beispiel das Rad noch nicht, über Jahre Stein auf Stein zu türmen bis daraus eine Pyramide oder Tempel wurde? Die Maya-Städte von Yucatan, es gibt davon mehr als ein Dutzend, stammen alle aus der Zeit zwischen 500 und 1100 nach unserer Zeitrechnung. Danach verliessen sie aus noch unbekannten Gründen die Tempelanlagen und Städte und überlebten in kleinen Dörfern. Noch heute wird in Yucatan Mayanisch gesprochen, wenn das die richtige Bezeichnung ist. Auch unser Fahrer spricht diesen Dialekt zuhause, wie er Gerda auf der Heimfahrt erzählte. Diese nutzte Gerda, um endlich mal ihr theoretisches Spanisch in den Praxis anzuwenden. Und siehe da, es funktionierte hervorragend.

Da die Spanier nach der Eroberung des Landes nicht viel anderes zu tun hatten, als die Urbevölkerung zum Christentum zu bekehren und dabei möglichst alle alten Tempel und Unterlagen zu zerstören, ist vieles über die Maya noch Spekulation. Und so wäre es doch zum Beispiel durchaus möglich, dass die ganze Anlage von Chichen Itza gar keinen kultischen Charakter hatte, sondern nur eine riesige Hühnerfarm war und das ihr richtiger Name eigentlich Chicken Inn war. Könnte doch sein, oder?


Mittwoch, den 4. April 2007
52. Tag

Heute geht es nach Uxmal (Uschmal gesprochen) und nach Kabah (Kaba gesprochen). Leider ruft der Mann, der uns abholt etwas von Schmallkebab, und fast verpassen wir wegen der unverständlichen Aussprache unseren Kleinbus, was schade gewesen wäre, lernen wir doch auf der Fahrt Cedric aus New York kennen. Cedric ist Lehrer an der High School, die durch den Film "Fame" berühmt wurde, und zu deren Absolventen zum Beispiel Adrian Brody gehört, der in Roman Polonskis "Der Pianist" die Hauptrolle spielte . Und wie jeder vernünftige New Yorker ist er natürlich gegen Bush (was auch nichts besonderes mehr ist, weil, wie die regelmässige Lektüre des Miami Herolds zeigt, mittlerweile eigentlich jeder gegen Bush ist, ausgenommen vielleicht er selbst), geht gerne in europäische Filme und kennt sich bestens in der deutschen Nachkriegsliteratur aus. Mit anderen Worten, es gibt viel zu reden und so verbringen wir nicht nur den Tag in Schmalkebab, sondern auch noch den Abend in Merida zusammen.

Uxmal und Kabah sind zwei weitere bedeutende Maya-Zentren mit imposanten Gebäuden und vielen hundert Abbildungen eines einst mächtigen Regengottes. Was mit erst heute klar wird, ist, dass die Anlagen, wie man sie uns hier präsentiert, so gar nicht im Urwald entdeckt wurden. Im Laufe der Jahrhunderte war das, was von den Spaniern nicht kurz und kleingeschlagen wurde, zusammengebrochen und vom Urwald überwuchert. Die meisten Bauten waren einfach Steinhaufen, von denen sich die umliegenden Dörfer gerne ihr Baumaterial besorgten. Erst Archeologen haben in mühsamer Kleinarbeit aus den Steinhaufen die Bauten rekonstruiert und wieder aufgebaut.


Donnerstag, den 5. April 2007
53. Tag

Nach zwei Tagen in Maya-Ruinen verbringen wir unseren letzten Tag in Merida mit einem Besuch des örtlichen Antropologischen Museums und machen uns noch ein bischen vertrauter mit der Maya-Kultur. Dann zieht es sich zu und es fängt tatsächlich an zu regnen. Schade für die nachmittags stattfindene Gründonnerstagsprozession. Dafür sinkt die Temperatur von 34 kurzzeitig auf winterliche 32 Grad.

Wer sich für die aktuellen politischen und wirtschaftlichen Probleme Mexikos interessiert, findet unter diesem Link http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24978/1.html eine gute Zusammenfassung.

1 Comments:

At 3:27 AM, Anonymous Anonym said...

Erschreckende Zusammenfassung, die du per Link angegeben hast.

Aber coole Reise, dir ihr erlebt (sorry, für die verspätete Feststellung). Vor allem Reisebekanntschaften und Mayas und Tempel... okay, die Temperaturen wären nichts für mich.

 

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